Das alte deutsche Faustspiel

Als englische Wanderbühnen im 17. Jh. Christopher Marlowe´s "Doktor Faustus" auf den Kontinent brachten, widerfuhr dem Stück das, was auch jedem anderen Theaterstück - ob Tragödie oder Komödie - geschah: Alsbald tauchte die Rolle des Hans-Wurst darin auf. Der volkstümliche Schelm riß das Stück an sich, spielte den Hauptdarsteller an die Wand - und das Publikum tobte vor Vergnügen.
Ohne die Figur des Hans Wurst oder Harlekin lief nichts auf dem Theater, sehr zum Ärger ambitionierter Dichter und Schauspieldirektoren.
Im Jahr 1737 verbannte die Prinzipalin Karoline Neuber im Auftrag des gelehrten Schriftstellers Johann Christoph Gottsched in einer spektakulären Aktion die Figur des Hans Wurst bzw. Harlekin von der Bühne. Das Theater sollte seriös werden. 22 Jahre später verurteilte Gotthold Ephraim Lessing in seinem 17. Literaturbrief diesen Hinauswurf als "die größte Harlekinade .... die jemals gespielt wurde."

Nun, wir halten es mit Lessing und meinen wie er, daß gerade der Hans Wurst als Kontrapunkt zu Faust dem Stück eine Prise Shakespeare'scher Würze verleiht, die Goethes Faust entbehrt. So haben wir den Hans-Wurst nicht nur auf die Bühne zurückgeholt, sondern ihm auch ein neues Gewand spendiert, ihn vom bloßen Typ zur individuellen Person befördert.
Der Titelheld im alten deutschen Faustspiel ist ein anderer als Goethes Faust. Ihn interessiert nicht, was die Welt im Innersten zusammenhält - er will nur Macht, Ansehen und Genuß - um jeden Preis. Beide, Faust und Hans Wurst, geraten an den Teufel. Und eben die unterschiedliche Art, wie sie darauf reagieren, läßt die problematische Figur des Faust viel schärfer hervortreten, als wenn er die Bühne allein beherrschte.

Dauer: ca. 1,5 Stunden

Zielgruppe: Erwachsene und Kinder ab 10 Jahren

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